Freitag, 25. November 2011

Naturbursche

Wozu der Ukulelen-Chat doch manchmal gut ist. Neulich entstand eine Diskussion darüber, welche einfachen Stücke man beim nächsten Treffen spielen könnte. Da liegen jedoch Welten dazwischen, welches Stück die einzelnen als einfach betrachten. Am Ende hat mir einer eine Basslinie zu einem Jazz-Standard zugetraut, weil er meine Version von "Moon over Bourbon Street" so toll fand. Wenn derjenige gewusst hätte, daß meine Basskunst eher konstruiert als gekonnt ist ... ich betrachtete das als Herausforderung und wollte mich ans Werk machen.

Der Jazz-Standard hieß "Nature Boy" von Eden Ahbez. Mir sagte weder Titel noch Komponist irgend was, aber ich fand einige schöne Versionen auf youtube, die mir auch gefielen, u.a. eine Version, bei dem der Sänger sich mit dem Kontrabass begleitete. Von derartigen Gedanken, es selbst so zu spielen, war ich natürlich weit entfernt, aber es erhöhte den Reiz, dieses Stück zu lernen ungemein.

Ich bekam die Akkorde für das Stück und hab sie erstmal auf der Ukulele gesucht, denn es waren einige recht jazzig anmutende Akkordbezeichnungen zu finden. Es hat sich rausgestellt, daß viele Sachen, die kompliziert aussehen mögen, eigentlich garnicht so schwer sind. Es klingt nur gut, weil sich Disharmonien so wunderbar in Harmonie auflösen können. Das ist das Schöne für mich am Jazz.

Dann ging es ans Singen. Nach einigem Üben auch nicht mehr so schwer wie es erst wirkte, aber der Tonumfang bereitete mir Probleme, wie immer. Der höchste Ton war unerreichbar, also habe ich meine Ukulele einen Ton tiefer gestimmt, und damit das Problem gelöst. Jetzt noch hundertmal singen, und es wird schon klappen.

Für einen mittleren Instrumentalteil war eigentlich ein Solo eines Mitchatters angedacht, aber das hatte sich leider etwas verlaufen. Also musste ich allein irgendwie damit klarkommen. Da ich aber kein ausgesprochener Solist bin, habe ich für die Variante Tempowechsel und Akkordumkehrungen entschlossen, was mir am Ende auch akzeptabel erschien, und hier nun das vorläufige Endergebnis:


Klar, eine Basslinie wäre sicher schön gewesen, aber da muss ich wohl noch etwas trainieren ...

Mein neuer gebrauchter Bass

So schnell kann es manchmal gehen. Das Glück war mir hold, oder das Schicksal wollte es. Ich entdeckte eine Anzeige für einen Kontrabass, der mir günstig erschien und im Gegensatz zu Ebay-Angeboten keine wesentlichen Defekte aufzuweisen schien. Die Anzeige war schon mehrere Tage alt, aber ich hatte dennoch das Glück der erste Interessent zu sein.
Nach freundlichem Kontakt mit dem Inserenten fuhr ich an einem Samstag Vormittag mal eben schnell 200 km nach München, um mir das Instrument anzusehen. Es öffnete mir ein junger Mann, der eigentlich Klavier und Saxophon in einer Band spielt, die Tür. Der Bass stand gleich hinter der Tür bereit. Ich dachte wieder: "Wow, doch etwas größer als meine Ukulelen." Immerhin ein 4/4 Kontrabass mit 107 cm Mensur, also schon ausgewachsen. Ein paar kleine Macken waren natürlich vorhanden, das lässt bei der Größe und Gebrauch in einer Band kaum vermeiden. Da das Instrument aber bis kürzlich noch in einer Band gespielt wurde, konnte es nur spielbar sein, was Saitenlage, Stimmstock, Griffbrett etc angeht, was bei gebrauchten Bässen immer kritisch ist. Ein wenig rumprobiert, ein wenig vorspielen lassen. Tja, das war's auch schon. Muss ich haben. Und hier ist er:


Mittlerweile habe ich noch einen neuen Satz Saiten installiert, die alten waren doch leicht beschädigt und ziemlich fertig. Dazu hab ich mir noch ein Buch zum Thema walking Bass gegönnt um die ersten Schritte selbst zu gehen.

Ich habe erstmal festgestellt, daß man als Anfänger mit dem Kontrabass nicht üben kann, sondern man muss trainieren. Es ist irrsinnig anstrengend, was die Fingerarbeit angeht, und es geht auch ganz schön auf den Rücken. Es wird aber von Training zu Training besser. Um Fehlhaltungen zu vermeiden sollte ich mir vielleicht doch einen Lehrer engagieren, aber das liegt derzeit außerhalb von Budget und Zeit.

Ich freue mich jedenfalls riesig über mein neues Wohnzimmermöbel und werde jetzt auch an meinem Traum trainieren können, mich eines Tages selbst und eventuell auch andere mit dem Kontrabass begleiten zu können.